Alte Mäuse bleiben beweglicher

Ein Molekül aus Granatäpfeln wird durch Darmbakterien so umgewandelt, dass es das Leben von Fadenwürmern verlängert und die Muskeln alter Mäuse stärkt. EPFL-Forschende berichten von dieser Entdeckung im Fachjournal «Nature Medicine».

Das Molekül mit dem Namen Urolithin A entsteht, wenn Darmbakterien einen Inhaltsstoff von Granatäpfeln verstoffwechseln. Urolithin A sorgt dafür, dass die Kraftwerke der Zelle – Mitochondrien genannt – wieder besser recycelt werden, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Montag mitteilte.

Mit dem Alter können Zellen kaputte Mitochondrien nicht mehr gut abbauen und wiederverwerten – sie sammeln sich daher in den Zellen an. Das beeinträchtigt die Gesundheit vieler Gewebe, darunter auch der Muskeln.

Wie die Forscher um Patrick Aebischer von der EPFL berichten, kann Urolithin A diesen Recyclingprozess wieder aktivieren. Fütterten sie Fadenwürmer mit dem Molekül, verringerte sich in ihren Zellen die Anzahl angesammelter Mitochondrien. Ausserdem lebten sie länger, schrieb die Hochschule.

Alte Mäuse bleiben beweglicher

Auch bei Mäusen senkte Urolithin A die Zahl der angestauten Mitochondrien, wenn sie das Molekül einige Wochen lang mit der Nahrung bekamen. Über mehrere Monate hinweg eingenommen schien es zudem altersbedingte Muskelschwäche abzumildern. Die Tiere bewegten sich mehr und konnten kräftiger greifen als solche, die die Substanz nicht erhalten hatten.

Laut Studienautor Johan Auwerx, ebenfalls von der EPFL, wäre es erstaunlich, wenn das Molekül nicht auch beim Menschen wirke, wenn es schon bei so unterschiedlichen Lebewesen wie Fadenwürmern und Nagetieren funktioniere. Eventuell liesse es sich auch beim Mensch einsetzen, um die zunehmende Muskelschwäche im Alter zu bremsen, mutmassen die Forscher.

Auf die Darmflora kommt es an

Bevor man nun auf Granatäpfel und Granatapfel-Extrakt setzt, um jung zu bleiben: Die Frucht selbst enthält kein Urolithin A, wie die EPFL in der Mitteilung betonte. Sie enthält nur das Vorläufer-Molekül, das durch Darmbakterien umgewandelt wird. Wie viel Urolithin A dabei produziert werde, könne je nach Zusammensetzung der Darmflora stark variieren.

Für diejenigen, denen die richtigen Darmbakterien fehlen, arbeiten die Forschenden mit dem EPFL-Startup Amazentis bereits an einer Lösung, wie die Hochschule schrieb. In klinischen Studien testen sie derzeit eine Methode, um Menschen präzise dosiertes Urolithin A zu verabreichen.

Quelle: Text aus der NZZ

 

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